德语造句:erinnern, vielleicht & schlafen.

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德语阅读是所有德语考试中非常重要的一项,也是写作的基石!不如从现在就开始多多阅读吧,日积月累,相信你的阅读和写作能力都一定会大有长进哒!
Stefanie Haberland war das dritte Kind, das in diesem Jahr spurlos verschwand. Sie war am 23. April, einem fr&hsommerlich warmen Sonntag, um 15.00 Uhr zu ihrer Freundin Janine aufgebrochen und nicht dort angekommen.&
Bemerkt wurde ihr Fehlen erst um 17.30 Uhr, als Stefanies Eltern bei der Familie Gebhardt anriefen, um ihre Tochter an den Aufbruch zu erinnern, denn um 18.00 Uhr wollten sie zu Abend essen. Um 17.32 begann die Suche, zun&chst suchte nur die Familie, die aufgeregten Eltern und der ernstlich besorgte gro&e Bruder Benjamin. Sie klingelten bei allen Nachbarn in der sonnt&glich verschlafenen Stra&e. Niemand hatte Stefanie gesehen. Sie hatte sich auf dem nur 600 Meter weiten St&ck zwischen den beiden H&usern offensichtlich in Luft aufgel&st.&
Benjamin war elf, und er liebte seine f&nfj&hrige Schwester. Er rannte zum Spielplatz, rannte zur Uferpromenade, schlie&lich zum verwilderten Park am Stadtbach. Doch Stefanie war an keinem ihrer Lieblingspl&tze.&
Um 17.53 informierten die Haberlands die Polizei, sie wurden sofort zu Herrn Sch&ffler durchgestellt, der die Ermittlungen zu den beiden bereits vorher verschwundenen Kinder leitete.&
Er sa& oft sonntags in seinem B&ro, da er alleinstehend war und in seiner Arbeit die Erf&llung fand, die er brauchte. Seine Aufgaben waren naturgem&& in der Regel nicht angenehm, aber er erf&llte sie mit gro&er Sorgfalt und Genauigkeit. So reagierte er auch jetzt &berlegt und umsichtig, schickte sofort einen Polizisten zu den Haberlands, um ein aktuelles Foto und genaue Angaben zu bekommen. Dann rief Sch&ffler in Magdeburg an.&
Rothberg verf&gte nur &ber drei eigene Polizeifahrzeuge, es war eine kleine Stadt, in der gew&hnlich nicht viel los war. In besonderen F&llen, und dies war nun schon der zweite, seit Sch&ffler nach Rothberg versetzt worden war, kamen die Magdeburger Kollegen zu Hilfe. Auch bei dem Attentat auf das Hotel M&hle hatte er unverz&glich Unterst&tzung bekommen. Er dachte nicht gerne daran zur&ck.&
Seine Mitarbeiter hatten beobachtet, dass ihr Vorgesetzter einen bitteren Gesichtsausdruck bekommen hatte, seit die junge Frau vor der Polizeiwache irrt&mlich erschossen worden war. Er hatte ihren sinnlosen Tod nicht verhindern k&nnen, niemand hatte ihm jemals eine Mitschuld zugewiesen, aber die Gewissensqualen waren geblieben. Er hatte einfach nicht damit gerechnet, dass Marina R&sch hinausrennen w&rde, bevor er den Scharfsch&tzen mitteilen konnte, dass der Verdacht gegen sie unbegr&ndet war. Aber er war &berzeugt, dass ein guter Polizist mit allem zu rechnen hatte, und dieser kleine Fehler lie& sich nicht mehr korrigieren. Sie war vor seinen Augen gestorben.&
In diesem neuen Fall wollte er auf keinen Fall wieder einen Fehler machen.&
Am 26. M&rz war Mario Wandert verschwunden, am 19. Februar Sabine Marx. Die Vermissten waren alle f&nf Jahre alt.&
Um 18.30 Uhr fuhr der Lautsprecherwagen los, um Stefanies Beschreibung bekannt zu machen und die Bev&lkerung um Mithilfe zu bitten. Um 19.47 Uhr begannen die M&nner der Polizei und des Bundesgrenzschutzes, unterst&tzt von zahlreichen Freiwilligen, Rothberg und die n&here Umgebung zu durchsuchen. Sie suchten gr&ndlich, nahmen Sp&rhunde mit, befragten jeden, den sie trafen, zeigten das Foto des Kindes. Es war umsonst. Sie fanden Stefanie nicht.&
Am Montag erschien die Rothberger Zeitung mit einem gro&en Foto von Stefanie auf der Titelseite, darunter zwei kleinere Bilder von Mario und Sabine. &Wo sind unsere Kinder?& fragte die Schlagzeile in dicken Lettern. &Polizei ratlos!& stand darunter in Rot. Der Artikel forderte die Bev&lkerung auf, sachdienliche Hinweise und Beobachtungen zu melden, eine Belohnung von 5.000 Euro war ausgesetzt worden.&
Am Dienstag und Mittwoch sa& Sch&ffler fast ohne Pause mit seinen Mitarbeitern vor einem st&ndig wachsenden Berg von Zuschriften und Telefonnotizen. Es war nichts dabei, was Aussicht auf Erfolg versprochen h&tte. Daf&r gab es jede Menge Verr&ckte, die ihre Meinung anonym oder offen zum Besten gaben.&
Auch bei der Zeitung gingen, wie unmittelbar nach den beiden ersten Entf&hrungen, Briefe ein, in denen selbsternannte Hellseher und andere Spinner ihr &wichtiges Wissen& anboten.&
Die Redaktion war um Seriosit&t bem&ht, keine der abenteuerlichen Theorien wurde ver&ffentlicht. Zumindest nicht von Rothbergs Tageszeitung. Mehrere Billig-Bl&tter aus dem Umland dagegen steigerten ihre Auflage mit Titeln wie &Der Sonntags-W&rger von Rothberg&, &Rothberger Sexmonster holt Kinder& oder &Kinderfresser in Rothberg&.&
Am Mittwoch versammelte sich das ABC an seinem geheimen Treffpunkt. Anja Kr&ger, zw&lf Jahre alt, Benjamin Haberland, Stefanies dreizehnj&hriger Bruder, und der zw&lfj&hrige Carsten Winter hatten im letzten Herbst einen Platz gefunden, wo sie ungest&rt spielen konnten. Die Hotelruine an der Uferpromenade war zwar von einem soliden Bauzaun aus dicken Brettern umgeben, aber an der R&ckseite gab es einige lockere Bohlen, durch die sie sich zw&ngen konnten.&
Nat&rlich war es streng verboten, das Gel&nde zu betreten, da nicht auszuschlie&en war, dass die vom Sprengstoff besch&digten Mauern einst&rzten. Das Haus sollte abgerissen werden, aber es gab b&rokratische Hindernisse, Versicherungsfragen, die Erben des in den Flammen gestorbenen Besitzers stritten mit ehemaligen Besitzen aus DDR-Zeiten um ihre Anspr&che - die Ruine blieb stehen und war der ideale Spielplatz f&r das ABC. Wer den Namen erfunden hatte, war nicht ganz klar, jedenfalls waren die drei Freunde Anja, Benjamin und Carsten gemeint, wenn in Rothberg vom ABC die Rede war. Sie hatten nichts dagegen.&
&Keine Spur von Stefanie&, sagte Benjamin mit ziemlich wackeliger Stimme. &Nichts. Absolut nichts.&&
&Wir m&ssen was unternehmen. Die Polizei wird sie nie finden. Die haben auch die anderen beiden nicht gefunden.& Anja sah ihre Freunde auffordernd an.&
&Und was sollen wir machen?&&
Sie sa&en an die Mauer gelehnt auf dem ehemaligen Parkplatz. Die Sonne w&rmte bereits angenehm, von jenseits des Zaunes waren die &blichen Ger&usche zu h&ren. Ein paar V&gel hatten das Hotel als Heimat gew&hlt und flogen eifrig ein und aus. Unkraut eroberte das Geb&ude und das Grundst&ck.&
&Wir lassen uns was einfallen. Heute ist keine Zeit, ich muss sofort nach Hause, sonst gibt's gro&en &Arger.& Carsten hatte recht, sie mussten alle drei schnell weiter. &Treffen wir uns am Samstag?&&
&Okay. Samstag um 14.00 Uhr bei mir, dann k&nnen wir zu dritt hierher losziehen&, schlug Anja vor.&
&Einverstanden.& stimmte Benjamin zu.&
Sie schl&pften durch die enge L&cke und eilten nach Hause.&
Stefan Wernsdorff sa& an seinem Computer und starrte auf den Bildschirm. Er hatte die ersten f&nf Kapitel seines neuen Romans vollendet. Diesmal w&rde es ein Bestseller werden, da war er sicher. Der erste Krimi war in kleiner Auflage gedruckt worden und tauchte gelegentlich noch auf den W&hltischen der Kaufh&user auf. Ein erfolgreicher Schriftsteller war er keinesfalls. Bisher. Nun w&rde sich alles &ndern. Er schrieb &ber die verschwundenen Kinder von Rothberg.&
W&hrend er sich eine Zigarette anz&ndete, &berflog er nochmals den letzten Absatz, den er getippt hatte. Es war soweit, er musste sich entscheiden, wer der T&ter in seinem Buch sein sollte. Aber das w&rde er heute nicht mehr tun, er hatte einen Termin bei seinem Arzt. Er schaltete den PC aus und machte sich auf den Weg. Der Magen schmerzte.&
Sch&ffler war entmutigt, aber er gab nicht auf. Er gab nie auf. Er schickte Polizisten, sprach selbst mit Nachbarn der betroffenen Familien, suchte nach Gemeinsamkeiten bei den Opfern. Es gab keine, au&er dem Alter und der Tatsache, dass es jeweils Sonntagnachmittag gewesen war, als sie zuletzt gesehen wurden.&
Mario Wandert war bei einem Spaziergang am Waldsee seinen Eltern aus den Augen gekommen. Die Eltern hatten vergeblich hinter B&ume und Gestr&uch geschaut. Taucher hatten den See abgesucht, der Wald war durchk&mmt worden, alles ohne Erfolg. Im See hatte man vom versenkten Trabbi bis zum Gartenstuhl aus der verlassenen Pension Seeblick alles Erdenkliche gefunden, aber keine toten Kinder.&
Sabine Marx hatte mit einer Freundin auf dem Spielplatz getobt. Die Freundin war zu Hause angekommen, Sabine nicht. Auch in diesem Fall gab es keine Hinweise, keine einzige Spur. Niemand hatte etwas beobachtet.&
Auf Sch&fflers Schreibtisch lagen drei anonyme Erpresserbriefe, jeder Schreiber behauptete, die Kinder seien bei ihm und w&rden gegen L&segeld ausgetauscht. Die verlangte Summe schwankte zwischen 100.000 Euro und einer viertel Million. Sch&ffler telefonierte mit der Redaktion der Tageszeitung und bat darum, die drei verlangten Kleinanzeigen zu drucken, um die Zahlungsbereitschaft zu signalisieren. Aber er glaubte keinem der drei Schreiber, dass sie wirklich die Kinder hatten. Allerdings wollte er nichts unversucht lassen.&
Dr. Berg hatte einen schweren Tag hinter sich. Seine Praxis ging sehr gut, den ganzen Nachmittag hatte er Patienten untersucht, behandelt, ermutigt. Er war Mediziner mit Leib und Seele, verbrachte auch seine Freizeit gr&&tenteils mit Studien und Forschung. Sein letzter Patient an diesem Tag war Stefan Wernsdorff, der noch im Wartezimmer sa&.&
Er bl&tterte in der Krankenakte. Wernsdorff war A solange er nicht die Finger von der Flasche lie&, w&rde es seinem Magen und seiner Leber nicht besser gehen. Bisher verhallten seine &rztlichen Ratschl&ge jedoch ergebnislos.&
Als Wernsdorff ihm gegen&bersa& und wieder einmal seine Schmerzen schilderte, versuchte der Arzt, nicht die Geduld mit seinem Patienten zu verlieren. Er erkl&rte ihm erneut Mal die Zusammenh&nge.&
&Herr Wernsdorff, Medikamente helfen Ihnen auf Dauer nicht weiter. Im Gegenteil, die Nebenwirkungen verschlimmern Ihren Gesundheitszustand. Es ist der Alkohol, der Sie krank macht. Wollen Sie nicht doch in eine Entziehungskur einwilligen?&&
Nein, das ging nicht. Er hatte jetzt keine Zeit. Der neue Roman wollte unbedingt geschrieben werden, es w&rde der ganz gro&e Erfolg werden, erkl&rte Wernsdorff seinem Arzt.&
Dr. Berg schien interessiert. &Wor&ber schreiben Sieeigentlich?&&
&Das kann ich jetzt noch nicht sagen, aber es ist eine authentische Geschichte, sozusagen direkt aus dem Leben gegriffen. Das wird der Erfolg, auf den ich schon so lange warte. Und dann, wenn ich fertig bin, werde ich mir die Sache mit der Kur noch mal &berlegen.&&
Stefan Wernsdorff sah seinen Arzt nachdenklich an. Dann fuhr er fort: &Mal was ganz anderes, Herr Doktor. Die kleine Stefanie war doch auch Ihre Patientin. Was meinen Sie, was mit ihr passiert sein k&nnte?&&
T&uschte er sich, oder erschien in den Augen des Doktors ein misstrauisches Funkeln?&
&Herr Wernsdorff, ich w&nschte, ich w&sste, wo sie steckt. Sie ist so ein lebhaftes, liebenswertes Kind, ich hoffe, dass sie bald wohlbehalten gefunden wird.&&
&Aber wo mag sie stecken? Man hat doch nun wirklich die Umgebung abgesucht, drei Kinder k&nnen nicht einfach spurlos verschwinden.&&
Dr. Berg seufzte. &Nat&rlich gibt es bestimmt irgendwo Spuren von ihnen, nur hat man sie noch nicht gefunden.& Er musterte sein Gegen&ber, jetzt unverhohlen misstrauisch.&
&Das wird man bald, glauben Sie nicht?& antwortete der Schriftsteller.&
&Ich zweifle daran. Ich kann mir nicht vorstellen, dass bei der Suche etwas &bersehen wurde. Man muss wohl warten, ob sich die T&ter melden, denn nicht Kommissar Zufall eingreift.&&
Die T&ter meldeten sich am Freitag.&
Die Redaktion der Rothberger Zeitung erhielt mit der Post eine Videokassette. In neutralem braunen Papier verpackt, ohne Frankierung anonym in irgend einen Briefkasten geworfen.&
Der Chefredakteur Gastel legte die Kassette ein, schon nach den ersten Sekunden der Aufnahme rief er Sch&ffler an und bat ihn, unverz&glich zur Zeitung zu kommen.&
14 Minuten sp&ter sa&en sie in der Redaktion zusammen vor dem Bildschirm. Sch&ffler, zwei weitere Kriminalpolizisten, J&rgen Gastel und zwei seiner engsten Mitarbeiter, denen er unbedingt vertrauen konnte.&
&Okay, lassen Sie sehen, was Sie haben.& Sch&ffler war gespannt. Er hatte am Telefon nichts erfahren, nur, dass es dringend und von gr&&ter Wichtigkeit f&r seinen Fall war.&
Die Aufnahme zeigte zun&chst Stefanie Haberland, vor einem Bildschirm, mit einem Computerspiel besch&ftigt. Es gab keinen Ton, nur das Bild. Dann schwenkte die Kamera, und Mario Wandert kam ins Bild, er sa& neben Sabine Marx auf dem Boden, &ber ein Bilderbuch gebeugt. Dann schaute er auf und l&chelte in die Kamera, winkte, stie& Sabine an und zeigte auf die Kamera. Auch Sabine winkte, dann brach die Szene ab.&
Eine kurze Unterbrechung mit wei&em Flimmern folgte, dann waren alle drei Kinder beim gemeinsamen Essen zu sehen. Die Gesichter waren rot verschmiert von der Tomatenso&e.&
Nach einer weiteren kurzen Unterbrechung schloss sich die dritte Szene an, die Kinder schlafend in drei nebeneinander stehenden Betten. Die Kamera nahm sie von links nach rechts schwenkend auf, dann kamen zwei weitere, leere Betten ins Bild.&
Noch immer kam kein Ton aus dem Lautsprecher, nur ein leises Rauschen. Zum Schluss der Aufnahme kam ein wei&es Blatt Papier ins Bild, auf dem in Druckbuchstaben stand: &Es geht ihnen gut. H&ren Sie auf, zu suchen. Ich brauche noch zwei.&&
Als sie sicher waren, dass nichts mehr kam au&er Schneetreiben, schaltete Gastel ab und spulte die Kassette zur&ck.&
&Es sind die Vermissten, oder?& fragte er Sch&ffler.&
&Ja, zweifelsfrei.&&
Es waren die drei. Und sie lebten noch, zumindest zum Zeitpunkt der Aufnahme.&
Sie berieten lange, wie weiter vorzugehen war. Die Redaktion war entschlossen, die Sensation in der morgigen Ausgabe zu bringen, das war verst&ndlich und sicher auch vom Entf&hrer so beabsichtigt, sonst h&tte er das Band nicht an die Zeitung geschickt. Die Frage war nur, welche Informationen man preisgeben durfte.&
Sch&ffler bestand darauf, die Kassette mitzunehmen, gleichfalls die Verpackung. Er versprach den Zeitungsleuten, dass sie unverz&glich eine Kopie des Bandes bekommen w&rden, er war dankbar, dass sie ihn sofort informiert hatten, selbstverst&ndlich war das schlie&lich nicht gewesen. Ihm ging es jetzt nur darum, die Hinweise auszuwerten, ohne den T&ter zu warnen - falls man etwas Verwertbares fand.&
Er w&rde alle verf&gbaren Spezialisten einsetzen, er war ziemlich sicher, dass sie zumindest einiges feststellen konnten, was ihm weiterhelfen w&rde. M&glicherweise konnten sie sogar Ger&usche rekonstruieren, falls die Tonspur erst nachtr&glich gel&scht worden war. Immer wieder kreisten in Sch&fflers Gedanken um die letzten vier Worte. &Ich brauche noch zwei.&&
Stefan Wernsdorff sa& seit dem Morgen vor seinem Bildschirm und gr&belte. Er hatte eine Idee, aber sie erschien ihm so unglaubw&rdig, dass er sie seinen Lesern nicht ohne weitere zumuten mochte. Er konnte sie selbst kaum nachvollziehen. Aber irgend etwas in ihm dr&ngte ihn, genau diesen Weg einzuschlagen. Er schaute auf seine Uhr. Es war fast Zw&lf. Er hatte schon eine ganze Flasche Wermut und eine Schachtel Zigaretten geschafft an diesem Vormittag. Blo& noch keine einzige Zeile seinem Text hinzugef&gt.Er schaltete das Ger&t wieder aus und zog sich an, um seine Vorr&te an Alkohol und Zigaretten aufzuf&llen. Der Magen lie& sich nur noch mit immer gr&&eren Mengen Schnaps beruhigen. Wahrscheinlich hatte Dr. Berg nicht Unrecht mit der Entziehungskur. Aber der Roman - er musste ihn jetzt schreiben, unbedingt. Und Dr. Berg hatte ihm kein st&rkeres Schmerzmittel verschrieben, er hatte gemeint, er wolle seinen Patienten ja nicht mutwillig ins Grab bef&rdern.&
Stefan Wernsdorff war jetzt 43 Jahre alt, aber wenn er in den Spiegel schaute, musste er ehrlich zugeben, dass er eher in das Gesicht eines knapp 60j&hrigen blickte. Der Alkohol hatte seine Spuren auch &u&erlich hinterlassen. Er a& kaum noch, Zigaretten, Kaffee und Wermut waren sein t&gliches Brot. Er war selten so betrunken, dass er die Kontrolle &ber sein Tun verlor, nur ab und zu hatte es Blackouts gegeben, gelegentlich war er in seiner Wohnung aufgewacht und hatte nicht gewusst, wie der vorige Tag zu Ende gegangen war. Meist war er jedoch Herr seiner Sinne, solange ein gewisser Alkoholpegel gewahrt blieb.&
Er ging zum n&chsten Supermarkt, zwei Stra&en weiter. An der Kasse fragte ihn die Verk&uferin, ob er schon geh&rt habe, dass es ein Lebenszeichen von den Kindern gebe.&
&Wie bitte? Ein Lebenszeichen?&&
&Die Zeitung soll einen Film bekommen haben, wo die Kinder drauf sind. Sagt jedenfalls Frau Meierkamp, und die wei& es von Frau Haberlands Nachbarin. Die Polizei war dort und hat Frau Haberland abgeholt, damit sie den Film anschaut.&&
Er verstaute seine diversen Flaschen und zwei Stangen Zigaretten in die Baumwollbeutel und schleppte die schwere Last nach Hause. Dort setzte er sich vor seinen Computer und &ffnete die erste der neuen Flaschen. Dann tippte er los wie im Fieber.&
Dr. Berg hatte heute nur bis 16.00 Uhr Sprechstunde, danach fuhr er in seine Villa am Waldrand au&erhalb der Stadt, um sich seinen Studien und Forschungen zu widmen. Er war auf dem besten Weg zum gro&en wissenschaftlichen Durchbruch. Seit mehreren Jahren arbeitete er an einem Verfahren, das Tumorpatienten neue Hoffnung geben sollte.&
Zu Hause angekommen duschte er zun&chst und zog sich dann sterile Kleidung &ber, schloss die Metallt&re auf, die den Zugang zu den Kellerr&umen mit seinem Labor jedem Unbefugten verwehrte, und stieg die Treppe hinab.&
Benjamin rief Anja und Carsten an, um ihnen zu berichten, dass es ein Lebenszeichen von seiner Schwester gab. Er selbst hatte die Aufnahme nicht gesehen, aber seine Mutter hatte ihm ausf&hrlich geschildert, was sie in der Polizeiwache gebannt auf dem Bildschirm verfolgt hatte.&
&Steffi hat ein PC-Game gespielt? Nie, das glaube ich nicht! Steffi bestimmt nicht. Das hat sie ja noch nie gemacht!&&
Frau Haberland wiederholte: &Stefanie sa& vor einem Bildschirm und hat ein Computerspiel gespielt. Ich habe es doch selbst gesehen! Genau so eines, wie du es hast, das mit den Autos.&&
Benjamin sch&ttelte den Kopf. Stefanie hatte sich nie dazu &berreden lassen, einmal mit ihm eines der Spiele zu versuchen, seine Schwester war das einzige Kind mit einer totalen Abneigung gegen PC-Spiele, das er kannte. Und ausgerechnet sie sollte auf dem Band mit so etwas besch&ftigt gewesen sein?&
Er erz&hlte alles am Telefon zuerst Anja und dann Carsten. Anja war besonders erfreut. &Mensch, Benni, dann haben wir ja endlich 'ne hei&e Spur! Klasse! Wir kriegen die Kerle, verlass dich drauf.&&
Carsten war seiner Meinung, was das Spiel betraf: &Nee, alle m&glichen Kinder und Erwachsenen, aber nicht deine Schwester. Die hat doch wie am Spie& geschrieen, als sie bei deinem Geburtstag mitspielen sollte und dann in den Gegenverkehr gerast ist, wei&t du noch?&&
Benjamin erinnerte sich nur zu gut. Sie hatten einen Wettbewerb begonnen, wer am schnellsten durch den ersten Level kam, und Stefanie hatte wohl den Bildschirm mit dem echten leben verwechselt. Sie war entsetzt &ber den Unfall, den sie gebaut hatte und weigerte sich fortan, es noch einmal zu versuchen. Wenn sie jetzt auf dem Videoband ausgerechnet damit besch&ftigt war, dann hie& das, dass sie etwas mitteilen wollte.&
Sch&ffler war sehr zufrieden mit seinen Experten. Es war gerade 17 Uhr und vor ihm lag eine vorl&ufige Liste mit den Erkenntnissen, die sie aus den kurzen Aufnahmen gewonnen hatten.&
Die Aufnahmen wurden bei k&nstlichem Licht gemacht, vermutlich Halogenstrahler von einem zentralen Punkt an der Decke.&
Das Zimmer hat mit gr&&ter Wahrscheinlichkeit kein Fenster. Andernfalls wurden die Aufnahmen nachts gemacht, oder ein vorhandenes Fenster ist vollst&ndig abgedunkelt. Tageslicht ist nicht feststellbar.&
Der Teppichboden ist von teurer Qualit&t, vermutlich relativ neu (1 - 2 Jahre alt).&
Der Bildschirm ist von DELL, 20 Zoll TFT.&
Das Betriebssystem ist Microsoft XP Home, das Computerspiel hei&t Need for Speed 2.&
Die Betten stammen von Ikea, es sind f&nf baugleiche Exemplare.&
Die Bettw&sche stammt ebenfalls von Ikea.&
Das Geschirr wird normalerweise nur &ber den Gro&handel f&r gewerbliche Kunden vertrieben. Dies k&nnen Gastst&tten, aber auch Firmen oder Beh&rden sein. In Rothberg ist es nicht im Einzelhandel.&
Die M&bel in der Essecke konnten noch nicht abschlie&end analysiert werden, sie stammen jedoch zweifelsfrei nicht von Ikea.&
Da die Lichtquelle bei allen Aufnahmen identisch ist, m&sste es sich um einen einzigen gr&&eren Raum handeln, in dem sie entstanden sind, also Essecke, Spielbereich und Betten sind in einem einzigen Raum.&
Die Kinder tragen nicht die gleiche Kleidung, in der sie zuletzt gesehen wurden. Stefanie Haberland tr&gt einen neu wirkenden roten Jogging-Anzug mit Jurassic-Park Motiv, Mario Wandert tr&gt ein seinen Eltern unbekanntes wei&es T-Shirt und Sabine Marx eine neue Jeans.&
Das Bilderbuch ist eine Petzi Geschichte, es wird noch gekl&rt, welcher Band.&
Die Schrift auf den wei&en Bl&ttern ist die Times New Roman, gedruckt mit einem Laser- oder sehr guten Tintenstrahldrucker.&
Eine Tonspur ist nicht rekonstruierbar, offensichtlich wurde ohne angeschlossenes Mikrophon gefilmt.&
Nun, damit konnte er schon etwas anfangen. Und er konnte die Erpresser vergessen, deren Drohungen und Forderungen damit gegenstandslos waren. Dieser T&ter forderte nichts, bisher zumindest. Er teilte nur mit, dass es den Kindern gut ging und dass er noch zwei weitere entf&hren wollte. Wozu, das war einstweilen nicht zu kl&ren.&
Sch&ffler suchte die Nadel im Heuhaufen, das war ihm klar. Wie viele verdunkelte oder fensterlose R&ume mit teurem Teppichboden mochte es in dieser Stadt oder der Umgebung geben? Wie viele Rothberger Ikea-Kunden mochten in Magdeburg oder sonst wo Betten erstanden haben? War das gesuchte Versteck &berhaupt in Rothberg? W&rden sich das Personal im Kaufhaus oder im Spielzeugladen an Kunden erinnern, die dort in letzter Zeit Need for Speed eingekauft hatten?&
Die Schlagzeile der Zeitung sorgte f&r eine enorme Auflagensteigerung der Wochenendausgabe. &Unsere Kinder leben!& schrie sie in Rot &ber drei Bildschirmfotos aus dem Video.&
Der Bericht schilderte, wie Sch&ffler erleichtert feststellte, nur die Tatsache, dass es offensichtlich den drei Entf&hrten gut ging, welche Szenen auf dem Band waren, und wie die Eltern reagiert hatten. Keine Einzelheiten &ber die Einrichtung, und auch kein Hinweis auf die Drohung, dass es weitere Entf&hrungen geben w&rde. So gewann die Polizei Zeit, ohne den T&ter nerv&s zu machen.&
Das ABC traf sich wie abgesprochen bei Anja Kr&ger. Benjamin und Carsten waren von ihren V&tern begleitet worden, Frau Kr&ger nahm ihnen das Versprechen ab, sich auf keinen Fall zu trennen und sp&testens um 17.00 Uhr wieder zur&ck zu sein. Sie hatten drei Stunden f&r sich. Es war wieder ein sonniger Tag, und sie packten gut verborgen von dem Bretterzaun ihre Cola und S&&igkeiten aus, nachdem sie sich an ihrem Lieblingsplatz auf der R&ckseite der Ruine niedergelassen hatten.&
Benjamin erz&hlte nochmals in allen Einzelheiten, was seine Eltern ihm von dem Videoband berichtet hatten. Er war gl&cklich, dass seine Schwester offenbar noch lebte.&
Anja klang zuversichtlich. Sie hatte eine Idee, wo man anfangen konnte. &Wir m&ssten herausbekommen, ob jemand in letzter Zeit einen roten Jogginganzug gekauft hat, der deiner Schwester passen w&rde.&&
&Meinst du nicht, die Polizei ist auch schon drauf gekommen?& fragte Carsten.&
&Doch, sicher, aber wo sollen wir sonst anfangen? Wir k&nnten es probieren. Lass uns zum Kinderklamottenladen gehen.&&
Sie fuhren zusammen, zu Tode erschrocken, als sie eine M&nnerstimme hinter sich h&rten: &Da war Kommissar Sch&ffler vor drei Stunden.& Ein unrasiertes, eingefallenes Gesicht blickte sie aus dem rahmenlosen Fenster der Ruine an.&
Stefan Wernsdorff lehnte sich weiter hinaus. &Tut mir leid, ich wollte euch nicht erschrecken.&&
&Wer sind Sie? Was machen Sie hier?& fragte Carsten, der als erster seinen Schock &berwunden hatte.&
&Das gleiche wie ihr. Ich suche nach einer L&sung.&&
Der Fremde war ihnen unheimlich. Sein zerzaustes Haar und sein glasiger Blick gaben ihm ein etwas verr&cktes Aussehen. Er trat jetzt um die Ecke der eingest&rzten Mauer und sie sahen, dass auch der Rest seiner Erscheinung nicht gerade gepflegt wirkte. Ein schmuddeliges gestreiftes Hemd hing halb aus der ausgebeulten schwarzen Hose, in der Hand trug er eine Flasche mit einer braunen Fl&ssigkeit, die sicher kein Tee war.&
Er setzte sich ganz selbstverst&ndlich zu den Kindern und z&ndete sich eine Zigarette an.&
&Wollt ihr auch eine rauchen?& fragte er.&
&Nee. Wie kommen Sie hier rein?& Benjamin sah ihn finster an.&
&Ein paar Meter neben eurem Eingang gibt es noch zwei lose Bretter. Man muss nur wissen, wo.&&
&Waren Sie schon &fter hier?& fragte Anja angriffslustig. Der Mann beunruhigte sie. Wer wei&, welche Geheimnisse er schon ausspioniert haben mochte.&
&Nat&rlich. Ich kenne euch drei recht gut. Du bist Anja, das ist Carsten und der junge Herr, der mich so unh&flich anstarrt, ist Stefanies Bruder Benjamin. Richtig?&&
&Und wer sind Sie?& Benjamin starrte weiter, unh&flich oder nicht, das war ihm egal. Der Kerl war in ihr geheimes Versteck eingedrungen und hatte sich vor ihnen verborgen, um zu lauschen. Das war schlie&lich auch unh&flich.&
&Stefan Wernsdorff.&&
&Haben Sie uns belauscht?&&
&Ja, sicher. Schon oft. Ihr seid ja nie auf die Idee gekommen, mal nachzusehen, ob jemand da ist. Ganz sch&n leichtsinnig in Zeiten wie diesen.&&
Das stimmte nicht ganz. Bei ihren ersten Treffen hatten sie die Ruine sehr genau erkundet, waren auch in die unheimlichen Kellergew&lbe hinabgestiegen. Sie hatten keine Anzeichen daf&r gefunden, dass sonst noch jemand herkam. Manches Mal hatten sie bei schlechtem Wetter auch im Haus gespielt, sie waren immer allein gewesen. Dachten sie zumindest bis heute.&
Anjas zornige Augen blitzten. &Und was wollen Sie hier?&&
&Kommt mal mit, ich will euch was zeigen. Es ist nicht weit, nur ein paar H&userblocks die Stra&e hinunter.&&
Die drei Freunde sahen einander an. Sie w&rden mit dem alten Mann leicht fertig werden, zu dritt, sie waren jung und kr&ftig. Anja war genauso stark wie die Jungs und benahm sich &berhaupt nicht m&dchenhaft. Sie bewies oft genug Mut und war meist die Anf&hrerin mit den verr&cktesten Ideen, konnte klettern und war nicht zimperlich, wenn sie sich mal stie& oder die Knie aufsch&rfte. Auch jetzt schien sie das Risiko zu lieben.&
&Hat es was mit den drei Vermissten zu tun?& fragte sie den seltsamen Gast ihrer Runde.&
Der nickte. &Ja, ich glaube, ich wei&, wo wir suchen m&ssen.&&
Anja sprang auf. &Dann los, wir haben nicht so viel Zeit. Unsere Eltern drehen durch, wenn wir nicht p&nktlich zur&ck sind.&&
Sie sammelten ihre Getr&nke und S&&igkeiten wieder ein und folgten Stefan Wernsdorff durch seine viel bequemere L&cke im Zaun. Man musste nur ein Brett nach links und eins nach rechts schieben. Die unteren N&gel fehlten, vermutlich hatte er sie selbst herausgezogen.&
Er ging voran und schloss dann die Haust&r eines Mietshauses auf. Sie folgten ihm durch das muffig riechende Treppenhaus hinauf in den zweiten Stock und dann in seine Wohnung, aus der ihnen ein noch abgestandener Geruch entgegenschlug.&
Stefanie blickte auf. Sie hatte Angst vor dem Mann. Er war zwar immer nett, gab ihnen Spielzeug, erz&hlte Geschichten. Er konnte kochen, sorgte f&r abwechslungsreiches Essen, erlaubte, den Fernseher anzulassen, solange sie mochten. Aber sie war nicht gl&cklich hier.&
Sie hatte Heimweh nach ihren Eltern und ihrem Bruder, genau wie ihre beiden Zimmergef&hrten immer wieder nach ihren Eltern fragten. Abends weinten sie in ihren Betten, weil sie nicht zu Hause waren. Der Mann hatte ihnen erkl&rt, ihre Eltern w&ren auf einer Reise, und so lange m&ssten sie bei ihm bleiben. Hinaus durften sie nicht, warum, hatte er nicht gesagt. Stefanie hatte sich das Computerspiel gew&nscht, um sich ihrem Bruder n&her zu f&hlen, so konnte sie sich wenigstens einbilden, er s&&e neben ihr.&
Die T&r war immer abgeschlossen.&
Sie hatten ein kleines Badezimmer mit Toilette und den gro&en Raum mit ihren Betten, der Spielecke und dem Esstisch. Das Essen brachte der Mann mit, weit konnte er es nicht getragen haben, es war stets noch hei&. Das Fr&hst&ck richtete er ihnen am Abend her, mittags kam er kurz und brachte einen Imbiss, am Abend hatte er mehr Zeit und da gab es auch die warmen Mahlzeiten.&
Heute musste Samstag sein, denn er war schon am Mittag mit dem dampfenden Essen und einem Paket gekommen.&
Er l&chelte die drei Kinder an. &Ich habe auch was Neues mitgebracht.&&
Aus dem gro&en Karton kamen unz&hlige Legosteine zum Vorschein. Alle Farben, alle Formen. Dazu ein Buch mit Anleitungen, wie aus den Steinen Tiere, H&user und Fahrzeuge werden konnten.&
&Nach dem Essen d&rft ihr damit spielen. Aber jetzt kommt erst an den Tisch.&&
Es schmeckte wie immer gut. Dazu gab es Saft, Stefanie fand, dass er heute etwas bitter schmeckte. Aber die gut gew&rzte Lasagne machte Durst, und sie trank ihren Becher leer.&
Nach wenigen Minuten wurde sie sehr m&de. Die Augen fielen ihr immer wieder zu, schlie&lich schlief sie am Tisch ein. Der Mann nahm sie auf den Arm und ging mit ihr zur T&re.&
&Spielt jetzt, so lange ihr wollt. Ich bringe Steffi nachher zur&ck. Ich will nur sehen, warum sie so m&de ist.&&
Dann schloss er die beiden ein und trug Stefanie &ber einen kahlen Flur in einen hell erleuchteten, gekachelten Raum, in dessen Mitte ein Behandlungstisch stand. Er legte sie vorsichtig darauf, zog ihr den Jogging-Anzug aus und desinfizierte sich die H&nde, bevor er zu seinen Instrumenten griff.&
Anja, Benjamin und Carsten hatten die Zeit v&llig vergessen. Sie sa&en vor Stefan Wernsdorffs Computer und lasen die Geschichte der Kinder von Rothberg. Was er im bisher letzten Abschnitt geschrieben hatte, war so absurd, dass sie es schon wieder f&r m&glich hielten.&
&Ich habe keinen Beweis, Kinder, aber ich habe Hinweise gesammelt. Ich habe ihn beobachtet, weil ich ihn in meinem n&chsten Buch auftreten lassen wollte, seit vier Monaten habe ich ihm nachgesp&rt. Es passt alles zu den Entf&hrungen, so unwahrscheinlich es auch klingt.&&
&Aber warum sollte er die Kinder entf&hrt haben? Wozu denn nur? Will er Geld?&&
Carsten &berflog nochmals den letzten Absatz auf dem Bildschirm. &Dar&ber haben Sie noch nichts geschrieben, oder?&&
&Nein, das wei& ich selbst noch nicht. Ich habe mir das alles nur zusammengereimt, es muss ja nicht stimmen. Es ist ein Romanentwurf, kein Tatsachenbericht. Vermutlich ist er einfach verr&ckt.&&
&Haben Sie ein Auto?& fragte Anja. Sie wollte am liebsten sofort aufbrechen, um festzustellen, ob die Geschichte stimmte.&
&Nein, nur ein Fahrrad.&&
&Wir m&ssen die Polizei anrufen. Wenn das stimmt, was Sie geschrieben haben, kann meine Schwester heute Abend schon zu Hause sein.& Benjamin sah seine Freunde an.&
&Mein lieber Benjamin&, sagte Wernsdorff, &du glaubst doch nicht, dass die Polizei auf so eine abenteuerliche Phantasie hin das Haus eines angesehenen B&rgers durchsucht? Ohne Beweise, nur weil ein st&ndig besoffener Schriftsteller sich in seinem verdrehten Hirn etwas zusammengereimt hat?&&
Anja stimmte dem Mann zu. &Sie w&rden ihn h&flich befragen, dann ist er gewarnt und tut den Kleinen wer wei& was an, l&sst sie einfach verschwinden. Wir brauchen erst einen Beweis.&&
&Aber warum haben Sie uns das lesen lassen, wenn Sie nichts unternehmen wollen?& fragte Carsten.&
&Ich wei& es nicht genau. Ich glaube, dass ich einfach pr&fen wollte, ob jemand au&er mir diese verr&ckte Idee nachvollziehen kann. Kein Erwachsener, sondern ein gesunder Verstand in eurem Alter. Aber ich habe einen Vorschlag.&&
Sie sahen ihn erwartungsvoll an.&
&Ich begleite euch drei jetzt nach Hause, wenn ihr euch mit mir sehen lassen wollt. Es ist 19.00 Uhr und Eure Eltern werden euch totpr&geln, wenn ihr keine vern&nftige Erkl&rung daf&r habt, warum ihr nicht p&nktlich wieder aufgetaucht seid.&&
Die drei erschraken. Der Mann hatte recht. Vielleicht suchte schon die halbe Stadt nach ihnen. Sie mussten sofort aufbrechen.&
&Ich erkl&re euren Eltern, dass ich euch aufgehalten habe, meinetwegen, weil ich euch ein Eis spendiert habe oder sonst was. Aber &Arger kriegt ihr bestimmt.&&
&Schei&e. Meine Mutter dreht bestimmt schon durch.& sagte Benjamin.&
&Einen Moment noch. Haltet den Mund, &ber das, was ihr hier gelesen habt. Ich gehe heute nacht hin zu seinem Haus, und versuche, etwas Konkretes zu finden. Falls ihr keinen Hausarrest bekommt, erz&hle ich euch morgen Nachmittag in der Ruine, ob ich Erfolg hatte. Einverstanden?&&
Sie nickten. Inzwischen vertrauten sie dem seltsamen Schriftsteller. Er war ein S&ufer und ihre Kleider stanken nach seinen Zigaretten, aber sie sp&rten, dass sie einen treuen Freund und Verb&ndeten gefunden hatten, der sie ernst nahm.&
Sie verlie&en die Wohnung und traten auf die Stra&e, um sich auf den Weg zu Anjas Haus zu machen. Dort war die H&lle los. Das Fernsehen war da, zwei Polizeifahrzeuge sperrten die Zufahrt zur Stra&e. Ein Polizist kam auf sie zu. &Anja Kr&ger?&&
&Ja.& fl&sterte sie &ngstlich.&
&Benjamin Haberland und Carsten Winter?&&
Die beiden nickten.&
Der Polizist dr&ckte eine Taste an seinem Funkger&t und meldete, dass die drei Kinder in der Rosenstra&e angekommen seien. Er lie& Stefan Wernsdorff keinen Moment aus den Augen. Zwei weitere Beamte standen sprungbereit in der N&he.&
&Und wer sind Sie?&&
&Stefan Wernsdorff. Ich habe die drei zu einem Eis eingeladen und dabei haben sie - haben wir leider die Zeit vergessen.&&
&Kennt ihr den Mann?&&
&Ja, es stimmt, wir haben Eis gegessen und geredet. Er - er ist ein alter Bekannter von uns. Schriftsteller.&&
&Ihr drei geht jetzt ins Haus, Sie bleiben hier.&&
Stefan Wernsdorff wurde zur Wache mitgenommen, seine Wohnung gr&ndlich durchsucht. Die Polizisten packten seinen Drucker und seinen PC ein, dazu eine Box mit CD-ROMs. Sie fanden keine Spur, die auf die verschwundenen Kinder hingedeutet h&tte, aber der Computer interessierte sie brennend. Man w&rde auf der Festplatte und den CDs nach einem bestimmten Text suchen. Ich brauche noch zwei.&
Carsten und Benjamin wurden mit einem Streifenwagen nach Hause gebracht. Es war aufregend, in dem Polizeifahrzeug durch die Stadt zu fahren, so recht genie&en konnten sie es jedoch nicht, weil ihnen vermutlich noch ein Donnerwetter drohte.&
Es war jedoch nur ein kleines. Benjamins Eltern waren froh, ihren Sohn wohlbehalten wiederzusehen. Herr Haberland sah seinen Sohn an und meinte ernst: &Du bist ein gro&er Junge, wenigstens anrufen h&ttest du k&nnen.&&
&Ja, tut mir wirklich leid.& Benjamin meinte es ehrlich.&
Sch&ffler sa& mit zwei Technikern vor Wernsdorffs PC und las das Dokument &kinder.doc&. Er war gefesselt, die Erz&hlung war phantastisch, er hatte dem versoffenen Mann so etwas gar nicht zugetraut.&
&Der spinnt doch hochgradig.& murmelte er, als er beim bisher letzten Kapitel ankam. &Spannend, gut erz&hlt, aber was er schreibt, ist total daneben.&&
Sie hatten keine Hinweise gefunden, ob die kurzen Mitteilungen am Ende des Videos mit diesem Ger&t geschrieben worden waren. Die fragliche Schrift war zwar installiert, aber das war bei so gut wie jedem PC der Fall, der eine Textverarbeitung auf der Festplatte hatte. Sie hatten gel&schte Dateien rekonstruiert, aber der gesuchte Text aus dem Video war nicht dabei. Es war ihnen von vorne herein klar, dass der T&ter den Text vermutlich nur gedruckt und nicht gespeichert hatte. Dumm war er nicht, sonst h&tten sie ihn l&ngst erwischt.&
Der Tintenstrahldrucker lieferte ein sauberes Schriftbild, doch es war nicht zu beweisen, dass Wernsdorff etwas mit der Entf&hrung zu tun hatte.&
Sch&ffler lie& Wernsdorff holen und befragte ihn nochmals eindringlich. Er sprach ihn auf den unfertigen Text an, auf die Einzelheiten.&
&Ich bin Schriftsteller, Herr Kommissar. Nicht erfolgreich, bis jetzt zumindest, aber ich bilde mir doch ein, &ber Phantasie zu verf&gen. Das ist alles.&&
&Das letzte Kapitel, wie kommen Sie denn blo& auf so etwas. M&gen Sie den Mann nicht?&&
&Phantasie. Sonst nichts.&&
Er durfte um 22.00 Uhr nach Hause gehen, das Ger&t blieb einstweilen bei der Polizei. Man verlangte von ihm, die Stadt nicht zu verlassen und deutete an, dass er unter Beobachtung stehe.&
Stefan Wernsdorff verlie& um 23.00 Uhr seine Wohnung und ging in die Kneipe an der Ecke. Er nickte dem Wirt zu und verschwand sofort wieder durch die hintere T&r neben den Toiletten. Die zwei Beamten, die ihn beobachten sollten, warteten vor der Kneipe.&
Schwei&perlen sammelten sich auf seiner Stirn. Er hatte keinen Assistenten, keine Schwester, die sie abgetupft h&tten. Er war auch nicht f&r diesen speziellen Eingriff ausgebildet, hatte sein Wissen aus Fachb&chern zusammengetragen und sich eigentlich zugetraut, allein damit fertig zu werden. Seine Patientin war an die &Uberwachungsger&te angeschlossen, die Anzeigen gaben beruhigend normale Werte wieder. Aber er konnte die Blutung nicht unter Kontrolle bringen. Irgendetwas war schiefgegangen, und er konnte niemanden um Hilfe bitten. Er fluchte vor sich hin und versuchte, das verletzte Blutgef&& zu finden.&
Benjamin konnte nicht einschlafen. In seinen Gedanken kreiste die Vorstellung, er wisse, wo seine Schwester war, und helfe ihr trotzdem nicht. Er starrte an die Decke, die im blassen Mondlicht grau aussah. &Steffi, wo bist du?& fl&sterte er. Hatte der verr&ckte Schriftsteller recht? H&tte er doch seinen Eltern erz&hlen m&ssen, welche Idee der Mann gehabt hatte? Es war doch eine Chance, nur eine klitzekleine zwar, aber warum nicht den Versuch wagen?&
Er stand auf und schlich zum Schlafzimmer seiner Eltern, vorbei an Stefanies Zimmer. Die T&r stand offen und er sah das leere, saubere Bett, die Spielsachen, Steffis Teddy auf der Bettdecke. Er wollte seine Schwester wiederhaben.&
Seine Eltern schliefen. Nein, er w&rde sie nicht wecken, er war alt genug, um selbst etwas zu unternehmen.&
Benjamin ging in sein Zimmer zur&ck und zog sich hastig an. Es war 23.25 Uhr. Er riss ein Blatt aus einem Schulheft, schrieb in kurzen Worten auf, wohin er wollte und legte ihn auf sein Bett. Er hoffte, dass er zur&ck sein w&rde, bevor ihn jemand las, aber falls ihm etwas passieren sollte, w&rde Hilfe kommen. Dann schloss er leise die Haust&re hinter sich und schwang sich auf sein Fahrrad.&
Um 23.37 Uhr ging der eine der beiden Beobachter in die Kneipe, um zu sehen, was Wernsdorff dort trieb. Er sah ihn nicht. Der m&de Wirt, der gerade die letzte Runde Bier an seine wenigen G&ste ausgeteilt hatte, erkl&rte dem Beamten, dass Stefan Wernsdorff wohl sofort durch den Hinterausgang verschwunden war. Er sei auf die Toilette gegangen, aber er war nicht wieder aufgetaucht.&
Sch&ffler tobte am Telefon, als die Beobachter berichteten. So viel Dummheit konnte er beim besten Willen nicht ertragen. Seine beiden Leute hatten sich von einem Besoffenen mit dem billigsten Trick der Welt abh&ngen lassen.&
Er beorderte sie vor Stefan Wernsdorffs Wohnung, sie sollten sich melden, sobald er dort auftauchen w&rde.&
Der Kommissar wischte sich die Stirn mit seinem geb&gelten Taschentuch. Er war todm&de, seit dem fr&hen Morgen im Dienst, und auch die letzten N&chte hatten nicht viel Schlaf gebracht. Auf dem Schreibtisch stapelten sich Protokolle und Akten, die er sortieren musste. Er goss sich eine weitere Tasse Kaffee ein und griff zum n&chsten Ordner.&
In Anjas Zimmer brannte Licht, sonst war das Haus der Familie Kr&ger dunkel. Benjamin klopfte mit den Fingerspitzen an das Fenster. Anja schob den Vorhang beiseite und blickte erstaunt heraus. Leise &ffnete sie den Fensterfl&gel. &Was ist los?& fl&sterte sie.&
&Ich fahre jetzt hin, ich kann nicht schlafen. Vielleicht ist Steffi doch dort.&&
&Schlafen kann ich auch nicht. Komm kurz rein, dann fahre ich mit.&&
Er schwang sich hoch und kletterte in Anjas Zimmer.&
&Psst, leise!& fl&sterte sie.&
Er drehte sich versch&mt zur Wand und studierte das Poster von US5, als Anja ihren Schlafanzug auszog und nach ihren Kleidern griff. Sie kicherte leise und meinte: &Brauchst aber nicht rot werden, Benni.&&
Als sie in Jeans und Pullover bereit war, kletterten sie aus dem Fenster und zogen den Fl&gel von au&en zu, so gut es ging. Auf der Stra&e war kein Mensch zu sehen, und sie radelten los. Carsten konnten sie nicht abholen, er wohnte im vierten Stockwerk eines Mietshauses, keine Chance, an ihn ranzukommen.&
Stefan Wernsdorff schlich um die Villa. Er zog und schob sachte an den Fenstern und T&ren, sie waren alle zu. Durch die Jalousien schimmerte an der Vorderseite des Hauses Licht, aber es war kein Ton zu h&ren. Konnte er es wagen, die r&ckw&rtige Terrassent&re aufzuhebeln? Das w&rde L&rm machen, den man in der Stille der Nacht weit h&ren konnte. Au&erdem war er ziemlich sicher, dass die Villa mit einer Alarmanlage gesichert war, die m&glicherweise scharfgeschaltet sein konnte.&
Das Auto stand in der Garage, also war der Mann zu Hause. Schlief er? War er mit irgendetwas besch&ftigt?&
Zwei M&lltonnen standen neben dem Garagentor. Er klappte die erste auf. Verpackungen von Tiefk&hlkost, K&chenabf&lle, nichts Ungew&hnliches. Die zweite M&lltonne war fast leer. Er blickte in die dunkle Tiefe und griff hinein. Zerkn&llte Bl&tter mit Kinderzeichnungen, gekritzelten M&nnchen, Tieren.&
Das war das, was er gesucht hatte. In dieser Villa wohnten keine Kinder. Er atmete tief ein und strich die Bl&tter glatt. Er versuchte, in dem schwachen Licht etwas genauer zu erkennen, was die Bilder zeigten. Auf einem waren zwei gro&e Figuren und eine kleinere zu erkennen, die offenbar in einem Fahrzeug sa&en. Au&erhalb des Fahrzeuges eine vierte, noch kleinere Figur. Aber konnte der Mann wirklich so dumm sein, das in seine eigene M&lltonne zu werfen?&
Er h&rte ein Ger&usch von der Stra&e und duckte sich hinter einen Fliederbusch im Vorgarten. Er traute seinen Augen nicht, aber es waren tats&chlich Anja und Benjamin, die behutsam ihre Fahrr&der an den Zaun lehnten und &ber das niedrige Gartentor stiegen.&
Leise machte er &Pssst&.&
Anja schrie auf und hielt sich dann die Hand vor den Mund. Benjamin zuckte zusammen und wollte zur&ck &ber das Tor. Stefan Wernsdorff stand auf und sie erkannten ihn.&
&Sie haben mich zu Tode erschreckt, mir ist fast das Herz stehen geblieben&, beschwerte sich Anja fl&sternd. Er legte den Finger auf den Mund und winkte den beiden, ihm zu folgen.&
Bei den M&lltonnen zeigte er ihnen stumm die Zeichnungen. Benjamins Augen wurden riesengro&, er atmete heftig. Er zeigte auf das Blatt mit dem Auto und fl&sterte: &Das hat Steffi gemalt, sie malt immer Leute mit sieben Fingern.&&
In diesem Moment ging ein Strahler &ber der Garage an und sie standen geblendet im hellen Lichtkegel.&
Dr. Berg stand in einem blutbefleckten gr&nen Kittel im Halbschatten, er war um das Haus herumgekommen, ohne dass sie etwas bemerkt hatten. In der rechten Hand hielt er einen Revolver.&
&Was haben Sie hier zu suchen?&&
Sie gaben keine Antwort. Der Arzt sah die Zeichnungen und deutete stumm mit seiner Waffe auf die Haust&re. Sie gingen voran, z&gernd, aber es blieb keine andere Wahl.&
Sch&ffler r&umte seinen Schreibtisch auf. Er w&rde morgen fr&h weitermachen, es war jetzt ein Uhr. Stefan Wernsdorff war nicht wieder aufgetaucht, vermutlich sa& er irgendwo und lie& sich volllaufen. Er l&schte das Licht und schloss die T&r, nickte dem Diensthabenden am Eingang m&de zu und ging zu seinem Auto.&
Auf halbem Weg zu seiner Wohnung entschloss er sich, doch noch den Umweg zu der Villa zu machen, so ersch&pft er auch sein mochte. Er wusste nicht recht, was er dort sollte, aber die Geschichte ging ihm nicht aus dem Kopf. Nat&rlich war es v&lliger Bl&dsinn, und er nahm nicht an, dass Stefan Wernsdorff verr&ckt genug war, mitten in der Nacht bei Dr. Berg aufzutauchen und irgendetwas anzustellen. Doch es w&rde ihn beruhigen, wenn er wusste, dass dort alles ruhig war.&
&Wo ist meine Schwester?& fragte Benjamin.&
Der Arzt klang ersch&pft und fast traurig: &Benjamin, das verstehst du nicht. Und ich habe jetzt auch keine Zeit f&r gro&e Erkl&rungen. Ich will Kindern helfen, die am Krebs sterben, und ich wei& jetzt, wie.&&
Er f&hrte die drei in den Keller, und wies in einen leeren Raum, ohne Fenster, keine M&bel, an der Decke eine nackte Gl&hbirne. &Da rein mit euch, ich habe keine Zeit, bin mitten in der Arbeit.&&
Die T&r wurde hinter ihnen abgeschlossen.&
&Mein Gott, Sie hatten recht!& sagte Anja.&
Stefan Wernsdorff nickte. &Leider. Aber was machen wir jetzt?&&
Die T&r war stabil und es hatte auch keinen Sinn, sie aufzubrechen, selbst wenn sie es vermocht h&tten. Irgendwo drau&en war Dr. Berg und er hatte eine Waffe.&
&Wird er uns umbringen?& Benjamin zitterte am ganzen Leib. Er wusste, dass Stefanie und die anderen beiden Kinder hier waren, doch er hatte sich fangen lassen, anstatt sie zu befreien. Er war genauso hilflos wie sie. Ein sch&ner Held, dem die Knie bebten.&
&Er ist verr&ckt. Er ist zu allem f&hig. Wir m&ssen sehen, dass wir uns selbst helfen.& Wernsdorff sah die Kinder an. &Habt ihr nicht irgendetwas, ein Taschenmesser, was auch immer als Waffe taugt?&&
Sie hatten nichts, Benjamin trug nur seinen Schl&sselbund bei sich, Anjas Taschen waren leer.&
Am Zaun lehnten zwei Fahrr&der. Der Gr&&e nach waren es keine Erwachsenen, die damit gekommen waren. Sch&ffler parkte ein St&ck entfernt und ging langsam am Grundst&ck des Arztes entlang. Die Fahrr&der waren nicht abgeschlossen.&
In Sch&fflers Kopf rasten die &Uberlegungen. Drei Kinder waren am Nachmittag mit Stefan Wernsdorff zusammen gewesen, dass sie m&glicherweise dabei seine absurde Geschichte kennen gelernt hatten, kam ihm erst jetzt in den Sinn. Die Kinder konnten sie geglaubt haben.&
Aus dem Haus war kein Laut zu h&ren. &Uber der Garage brannte Licht. Er stieg &ber das niedrige Tor und ging um die Villa. Nichts, nur Stille. Was w&re, wenn Wernsdorff recht hatte? Dann gab es keine Zeit zu verlieren. Dann waren da drinnen jetzt f&nf Kinder gefangen.&
Sch&ffler kehrte zu seinem Wagen zur&ck und w&hlte die Nummer des Reviers.&
&Sie m&ssen sofort die Haberlands, Wernsdorffs und Winters kontaktieren. Ich muss wissen, ob deren Kinder zu Hause sind.&&
&Jetzt? Mitten in der Nacht?&&
&Es ist mir egal, wie sp&t es ist. Ich warte hier im Wagen, und ich verlange sofort eine Nachricht. Wecken Sie vorsorglich die Kollegen, die Rufbereitschaft haben. Es kann sein, dass ich sie brauche.&&
Die beiden jungen Polizisten, die Nachtdienst hatten, folgten kopfsch&ttelnd der Anordnung. Man konnte doch nicht mitten in der Nacht Leute wecken, um nach ihren Spr&sslingen zu fragen. Wohl jede Mutter und jeder Vater in der Stadt war zur Zeit so besorgt, dass ein Verschwinden l&ngst bemerkt worden w&re. Aber gut, es war eine dienstliche Anweisung, also w&rden sie sich dem Zorn der Eltern aussetzen m&ssen.&
Er hatte endlich die Blutung gestoppt. Aber seiner kleinen Patientin ging es nicht gut. Sie hatte bereits zu viel Blut verloren, und er hatte keine ausreichenden Konserven mehr. Er w&rde ihr wohl nicht helfen k&nnen, Schuld war die Unterbrechung durch die ungebetenen Eindringlinge. Immerhin hatte er die Gewebeproben, die er brauchte, in seinem K&hlfach.&
Er war mit Leib und Seele Arzt, und einen Patienten gab er nicht auf, solange noch Hoffnung bestand, auch wenn es aussichtslos schien. &Komm, M&dchen, du schaffst es&, murmelte er, als er seinen letzten Beutel mit der richtigen Blutgruppe mit der Infusion verband.&
&Guten Morgen. Es tut uns leid, dass wir Sie wecken mussten, aber ist Ihr Sohn zu Hause?&&
Herr Haberland blinzelte verschlafen. Was wollte der Anrufer? Benjamin?&
&Nat&rlich, er ist in seinem Zimmer und schl&ft. Was soll das?&&
&W&rden Sie bitte nachsehen? Bitte, es ist dringend.&&
&Einen Moment.&&
Er schlurfte den Gang hinunter.&
Benjamins Bett war leer, ein Zettel lag darauf. Nun war er hellwach.&
Sch&ffler lie& sich berichten, was auf dem Zettel stand. Ich fahre zur Villa von Dr. Berg, ich glaube, dass Stefanie dort ist. Wenn Anja wach ist, hole ich sie ab. Benjamin.&
Er z&gerte keinen Augenblick. &Sie rufen &ber Funk sofort Verst&rkung und kommen augenblicklich her. Kein Martinshorn. Das Krankenhaus soll einen Notarztwagen schicken, aber bitte ebenfalls leise. Ich warte vor dem Haus.&&
Er konnte nicht seine Forschung aufgeben, so dicht vor dem Durchbruch. Eigentlich h&tte er Stefanie sofort ins Krankenhaus bringen m&ssen, hier hatte er keine M&glichkeiten, sie noch zu retten. Aber wenn er sie dort ablieferte, w&rde seine Arbeit zunichte gemacht und er konnte den vielen Tausenden Kindern, f&r die er das alles getan hatte, nicht mehr helfen. Sollte er sie unbemerkt in der N&he des Krankenhauses ablegen und anonym melden, wo sie lag? Nein, sie kannte ihn, das Ergebnis w&re das gleiche gewesen, als wenn er sie selbst in die Notaufnahme gebracht h&tte. Er durfte erst als Entf&hrer offenbar werden, wenn die Forschungen abgeschlossen waren.&
Dr. Berg stand unschl&ssig vor dem kleinen K&rper, die Instrumente am Kopfende der Liege sprachen deutlich genug &ber Stefanies Zustand.&
Ein Kind opfern, um vielen zu helfen, was war daran so falsch?&
Der erste Streifenwagen tauchte auf und Sch&ffler ging voran zur Haust&re. Die beiden Polizisten zogen ihre Dienstwaffen, aber Sch&ffler sch&ttelte energisch den Kopf. &Niemand wird hier schie&en, ist das klar? Wir sind nicht im wilden Westen.& Er erinnerte sich nur zu gut an Marina R&sch und ihren Tod vor seinem Revier.&
Er dr&ckte auf den Klingelknopf, melodisch hallte ein Gong durch die Stille.&
Nach zehn Sekunden klingelte er ein zweites Mal, wartete kurz und befahl dann: &Aufbrechen.&&
&Die ist zu massiv. Nicht ohne Werkzeug.&&
&Dann holen Sie Werkzeug, verdammt noch mal!&&
Ein weiteres Polizeifahrzeug bog in die Stra&e ein und vier Polizisten kamen angerannt.&
&Eine Axt.& rief Sch&ffler ihnen entgegen.&
Einer der Beamten eilte zur&ck und kam mit dem verlangten Werkzeug den Gartenweg hinunter, als am Ende der Stra&e das Blaulicht des Notarztwagens aufflackerte.&
Benjamin, Anja und Stefan Wernsdorff h&rten den Krach. Oben wurde die T&r aufgebrochen und eilige Schritte wurden laut. Sie begannen zu rufen.&
Dr. Berg griff nach seiner Waffe. Es war aus, jemand brach ins Haus ein, sie w&rden kommen. Was hatte er nur falsch gemacht? Er wollte doch nur helfen, den kranken Kindern dieser Welt Gesundheit schenken. Schuld war dieser verdammte Schriftsteller.&
Mario und Sabine wachten auf und fingen an, zu weinen. Ein kr&ftiger Schlag sprengte die T&r ihres Gef&ngnisses und sie sahen mit gro&en Augen die Polizisten an, die mit gezogenen Waffen hereinst&rzten. Ihr Weinen wurde lauter, und die M&nner standen hilflos vor den Betten.&
Dr. Berg hatte die Waffe im Anschlag, als Sch&ffler durch die T&re trat. Mit einem Blick erfasste er die Lage und herrschte den Arzt an: &Was ist mit ihr?&&
&Sie hat viel Blut verloren.&&
&Der Notarzt hierher!& schrie Sch&ffler. Er achtete nicht auf die Waffe in der Hand des Arztes sondern stie& ihn beiseite, um sich vor das Kind zu stellen. Zwei Sanit&ter und der Notarzt kamen hereingest&rmt.&
&Verdammt, Berg, reden Sie! Was haben Sie mit dem Kind gemacht? Was muss der Notarzt tun?&&
&Sie kann nicht transportiert werden. Hoher Blutverlust, in der Bauchh&hle.&&
&Blutgruppe?& fragte der Notarzt.&
Berg antwortete: &B positiv.&&
Sch&ffler starrte ihn an. Sagte der Mann die Wahrheit? Immerhin war er Mediziner, sie hatten wohl keine andere M&glichkeit, als ihm zu glauben, wenn sie Stefanie Haberland retten wollten.&
Ein Hubschrauber landete vor der Villa, die inzwischen trotz der n&chtlichen Stunde von Schaulustigen umringt war, die sich nur m&hsam zur&ckdr&ngen lie&en. Ein weiterer Krankenwagen kam an, und Sabine und Mario wurden ins Rothberger Krankenhaus gefahren, um sie auf eventuelle Verletzungen zu untersuchen.&
Der Pilot lie& seine Turbinen laufen, w&hrend zwei Sanit&ter mit der Trage ins Haus rannten. Er w&rde die Kinderklinik Heubnerweg in Berlin anfliegen, wo sich die Spezialisten schon auf die Notoperation der kleinen Stefanie Haberland vorbereiteten. Normalerweise gab es keine Nachtfl&ge nach Berlin, aber was war hier schon normal? Er beherrschte seinen Milit&rhubschrauber mit dem roten Kreuz auf den Seiten gut genug f&r jeden Nachtflug der Welt, und er w&rde die kleine Patientin sicher abliefern, wenn sie nicht w&hrend des Fluges starb. Falls sie &berhaupt lebend in seinen Hubschrauber gelangte.&
Sch&ffler sa& im Wohnzimmer der Villa mit Anja, Benjamin und Stefan Wernsdorff zusammen.&
&Was meint ihr eigentlich, wozu es die Polizei gibt?&&
Der Schriftsteller hatte sich aus der Bar mit Wein versorgt und trank in gro&en Z&gen. Er setzte die Flasche ab und gab zur&ck: &Was meinen Sie eigentlich, was uns die Polizei erz&hlt h&tte?&&
&Sie h&tten uns doch kein Wort geglaubt, oder?& bekr&ftigte Anja.&
Er gab es nicht gern zu, aber der Mann sagte die Wahrheit. &Na ja, das stimmt schon. Dr. Berg ist immerhin ein angesehener Mediziner, ein ehrbarer B&rger, aber ich h&tte ihn auf jeden Fall in den n&chsten Tagen aufgesucht, obwohl ich ihrer Geschichte nicht folgen konnte.&&
&Und Steffi w&re tot.& sagte Benjamin.&
Er sch&mte sich seiner Tr&nen nicht, obwohl er ein gro&er Junge war. Diese Nacht war selbst f&r einen gro&en Jungen etwas viel gewesen. Seine Eltern waren auf dem Weg hierher, die Mutter w&rde mit nach Berlin fliegen, der Vater ihn und Anja mitnehmen.&
Im Keller k&mpften die beiden &Arzte noch immer um Stefanies Leben, der Notarzt, unterst&tzt von Dr. Berg. Die Waffe hatte er fallen lassen, als er die Chance sah, das Kind doch noch zu retten. Er wusste, was zu tun war.&
Zwei Polizisten standen dabei und lie&en ihn nicht aus den Augen, aber das nahm er kaum wahr. Stefanie war jetzt soweit stabilisiert, dass man sie ausfliegen konnte. Und er w&rde alles tun, was in seiner Macht stand, um zu helfen. Er dr&ckte die Sauerstoffmaske auf das bleiche Gesicht und beobachtete mit gro&er Erleichterung jeden Atemzug.&
&Wo haben Sie die Kinder eigentlich kennen gelernt?&&
Stefan Wernsdorff l&chelte den Kommissar an. &Das bleibt unser Geheimnis, Herr Sch&ffler. Stimmts, AB?&&
Anja nickte. &C wird ebenfalls schweigen, das ist sicher. Die Polizei muss ja nicht alles wissen.&&
Auch Sch&ffler l&chelte jetzt. Die Erleichterung hatte gesiegt, er konnte sich endlich entspannen, obwohl das kleine M&dchen noch nicht gerettet war. Er bewunderte im Stillen den Mut der Kinder und des Schriftstellers mit den rotunterlaufenen Augen, obwohl er ihr eigenm&chtiges Verhalten keineswegs billigen konnte. Immerhin hatten sie Recht, Stefanie w&re am n&chsten Tag mit Sicherheit tot gewesen.&
&Gut, dann soll es ein Geheimnis bleiben. Aber machen Sie um Himmels willen nicht noch einmal solchen Unsinn. Wenn ich nicht hier vorbeigefahren w&re, und die Fahrr&der bemerkt h&tte, dann w&re keine Hilfe gekommen.&&
&Wenn der Hund nicht geschissen h&tte, h&tte er den Hasen erwischt.& gab Wernsdorff zur&ck. &Pardon, so einen Ausdruck sagt man wohl nicht, wenn eine junge Dame anwesend ist.&&
Anja lachte. &Da kenne ich aber noch bessere Ausdr&cke als du!&&
Wernsdorff verbeugte ich tief. &Oh, sie hat mich zum ersten Mal geduzt. Danke, Anja, ich bin Stefan.&&
Er hatte Freunde gefunden, Kinder zwar, aber vielleicht waren das sowieso die besseren Freunde als Erwachsene. Sie verstellten sich nicht, waren nat&rlich und offen. Echte Freunde.&
Stefanie Haberland &berlebte und kehrte nach zwei Wochen zu ihrer Familie zur&ck. Mario und Sabine waren unverletzt, von einigen harmlosen Einstichen abgesehen, die offensichtlich von Blutentnahmen stammten. Dr. Berg verbrachte die n&chsten Jahre in einer Anstalt, w&hrend Experten seine Aufzeichnungen und Forschungsergebnisse studierten. Er hatte detailliert niedergeschrieben, welche Versuchsreihe er mit den f&nf gesunden Kindern vorgehabt hatte, warum sie so jung sein mussten, und welche Erkenntnisse er sich aus der Analyse der Gewebeproben versprach. Transplantationen von gesundem Gewebe in krebskranke K&rper, von krebsbefallenen Organteilen in gesunde Kinder, um Abwehrkr&fte des Organismus herauszufordern, es war unglaublich. F&nf kleine Kinder als Versuchskaninchen f&r eine wahnwitzige Theorie. Er war eindeutig nicht zurechnungsf&hig und mit seinen Forschungen v&llig auf dem Holzweg gewesen. So konnte man den Krebs nicht besiegen.&
Stefan Wernsdorff vollendete sein Manuskript und verkaufte es an eine gro&e Illustrierte, nach dem Vorabdruck in mehreren Folgen erschien es als Buch und wurde ein Bestseller. Das ABC wurde in der Erz&hlung geb&hrend gew&rdigt, und in der Schule waren Anja, Benjamin und Carsten eine Zeitlang Stars. Nach und nach kehrte wieder die Normalit&t zur&ck. Die ausgelobte Belohnung wollte Wernsdorff nicht haben, schlie&lich landete das Geld auf dem Konto der Deutschen Krebshilfe.&
Die Hotelruine blieb unver&ndert stehen, niemand bemerkte die losen Bretter im Zaun.&
Stefan Wernsdorff begann im Herbst eine Entziehungskur, er hatte sich entschieden, zumindest zu versuchen, dem Alkohol eine lange Nase zu zeigen. Er arbeitete bereits an einem neuen Manuskript und lie& die drei jungen Freunde am Entstehen teilhaben, wenn sie ihn in der Klinik besuchten. Er schrieb &ber den Keller in der verlassenen Pension am Waldsee, und eine G&nsehaut rieselte &ber ihre R&cken, wenn er schilderte, welches Grauen dort lauerte. Etwas hatte dort Unterschlupf gefunden, und Rothberg geriet in seine Hand.&
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